Alleinerziehend

60 Prozent der Alleinerziehenden sind erwerbstätig. 42 Prozent davon in Vollzeit. Somit arbeiten prozentual gesehen mehr Alleinerziehende in Vollzeit als Frauen, die in einer Paarbeziehung leben.

Die Herausforderungen, vor die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie Alleinerziehende stellt, sind noch mal ganz andere. Alleinerziehende haben in aller Regel keinen Partner/keine Partnerin, der oder die sich um den Nachwuchs kümmert, wenn es im Job mal knapp oder es einfach zu viel wird. Der oder die sich die Verantwortung teilt.

Allein, erziehend und erwerbstätig

1,5 Millionen Alleinerziehenden gibt es in Deutschland. Tendenz steigend. Zu 90 Prozent sind es Mütter. Jeden Tag stellen sich diese Mütter und Väter der Herausforderung, allein die Verantwortung für ein oder mehrere Kinder zu haben und den Unterhalt zum Großteil allein verdienen zu müssen.

Für Alleinerziehende hat die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine weitere Dimension als für Paarfamilien: Sie sind noch viel mehr darauf angewiesen, dass ihr Arbeitgeber familienfreundliche Maßnahmen anbietet, zum Beispiel eine durchgängige Kinderbetreuung. Eine Untersuchung im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat ergeben, dass viele Mütter – gerade wenn die Kinder noch klein sind oder eine neue Familiensituation eintritt – die Wahl ihres Arbeitgebers weniger von persönlichen Interessen, Qualifikationen oder Karrierechancen abhängig machen, sondern eher von flexiblen Arbeitszeiten, Erreichbarkeit und Distanzen sowie Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Den Müttern ist es wichtig, Familie nicht „verleugnen“ und sich nicht für ihre Situation rechtfertigen zu müssen. Gleichzeitig ist es ihnen aber auch wichtig, im Rahmen ihrer Erwerbstätigkeit nicht nur als Funktionsträger, sondern als Person mit Verantwortung in verschiedenen Lebensbereichen wahrgenommen zu werden.

Der Job als Teil der Identität

Für die meisten alleinerziehenden Mütter ist es selbstverständlich, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen – nicht erst, seit der Gesetzgeber 2008 geschiedene Mütter mit Kindern über drei Jahren dazu verpflichtete, ihren Unterhalt selbst zu verdienen. Warum das so ist, zeigt unter anderem die Studie „Lebenswelten und -wirklichkeiten von Alleinerziehenden“ im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus dem Jahr 2010: Viele alleinerziehende Frauen sehen ihre Mutterschaft als eine zentrale Komponente ihres Selbstverständnisses. Ein sehr hoher Prozentsatz findet außerdem Erfüllung in der Erwerbstätigkeit und betrachtet diese als wichtigen Teil der Identität: 89 Prozent erachten die eigene Berufstätigkeit als sehr bis ziemlich wichtig. So erstaunt es auch nicht, dass der Prozentsatz der in Vollzeit erwerbstätigen alleinerziehenden Mütter so hoch ist. Finanzielle Absicherung ist ihnen dabei genauso wichtig wie beruflicher Erfolg.
Es gibt aber noch mehr Gründe, warum sich Alleinerziehende eher für Vollzeitstellen entscheiden. So befürchten Alleinerziehende, keine verantwortungsvollen Aufgaben übertragen zu bekommen, wenn sie „nur“ in Teilzeit arbeiten. Sie haben Angst davor, ausgenutzt zu werden und mangelnde Akzeptanz durch Vorgesetzte zu erfahren. Und Akzeptanz ist gerade für Alleinerziehende so wichtig, da sie ohnehin ständig darum kämpfen müssen. Immer wieder müssen sie kurzfristig auf Unwägbarkeiten reagieren können, zum Beispiel wenn das Kind krank wird. Nur wenige können auf den Vater der Kinder zählen.

Reduzierte Vollzeit als Ideal

Nur wenige Alleinerziehende können sich ein Au-Pair leisten, das bei ihnen wohnt und sich um die Kinderbetreuung kümmert. Auch zu Zeiten, die nicht standardmäßig angeboten werden. Bei der Mehrheit überwiegt die Sorge um die finanzielle Situation. Die meisten haben hier nur wenig Handlungsspielraum. Zwar engagieren sie sich beruflich und haben gelernt, dass sie durch ihre Kompetenzen überzeugen können. Sie sehen sich jedoch durch die strukturellen Barrieren, die tatsächliche und potenzielle Unvereinbarkeit von Beruf und Familie in ihrer kontinuierlichen Karriereentwicklung und ihren Handlungsoptionen eingeschränkt, so das Ergebnis der Studie „Lebenswelten und -wirklichkeiten von Alleinerziehenden“. Ideal für Alleinerziehende ist eine Anstellung in „reduzierter Vollzeittätigkeit“, also ein Arbeitspensum von 30 bis 32 Stunden. Dies ermöglicht es, sich gut in den Job zu integrieren und ausreichend Geld zu verdienen, sowie gleichzeitig mehr Zeit für die Kinder zu haben. Viele solcher Stellen gibt es noch nicht, aber es werden immer mehr.

Alles nur halb so schlimm

Nach wie vor gibt es in der Gesellschaft viele Vorbehalte gegenüber Alleinerziehenden. Interessanterweise sehen Alleinerziehende sich und ihre Situation wesentlich positiver und optimistischer, als das Umfeld es tut. Schwierigkeiten werden als Übergangsprobleme wahrgenommen, die sich mit der Zeit legen werden. Viele Alleinerziehende zählen Verantwortungsbereitschaft und die Fähigkeit, in schwierigen Situationen spontan die Initiative zu ergreifen, zu ihren Stärken. Sie haben gelernt, hart für ihre Ziele zu arbeiten. Sie vertrauen auf sich und ihre eigenen Fähigkeiten. Denn sie wissen: Es wird ihnen nichts geschenkt. „Klar ist es anstrengend, alles allein machen zu müssen. Klar ist es eine doppelte Belastung. Aber“, und das betont Maren Schulteis besonders, „wir drei schaffen das ganz gut. Wir haben ein ganz besonderes Verhältnis, um das mich viele beneiden. Von daher ist dann alles doch nur noch halb so schlimm!“

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Häufig gestellte Fragen

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Ab wann gilt man als alleinerziehend?
Wo finden Alleinerziehende Unterstützung?
Wird mal als Alleinerziehende mit Kind als Familie gesehen?
Wer zahlt die Kosten für das Einrichten eines Homeoffices?
Wie viele Tage sollte man maximal im Homeoffice arbeiten?
Wie begründe ich gegenüber meinem Arbeitgebenden, dass ich im Homeoffice arbeiten will?
Habe ich ein Recht auf Arbeiten im Homeoffice?
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