Trauer um die gescheiterte Beziehung oder Wut auf den Expartner sind normal, vermutlich sogar notwendig. Aber früher oder später sollte man versuchen, mit seiner Situation ins Reine zu kommen – die Voraussetzung für neues Glück.
Sich Situationen auszusetzen, die man als unerträglich empfindet, hilft letztlich niemandem. Man muss nach einer Trennung nicht mehr zusammen Weihnachten feiern, auch nicht den Kindern zuliebe (die sich vielleicht sowieso fragen, warum Weihnachten geht, was sonst nicht gehen soll). Wenn du deshalb schon Wochen vorher Bauchweh hast: Sag es. Ihr findet bestimmt eine andere Lösung.
Eine Patchworkfamilie ist zu komplex, die Bedürfnisse aller Beteiligten zu unterschiedlich, um allen gerecht werden zu können. Ein Grund mehr, die eigenen Überzeugungen und Wünsche nicht ganz hintenan zu stellen.
Theoretisch klar, praktisch manchmal gar nicht so einfach angesichts einer komplexen emotionalen Gemengelage. Entscheidend für das Gelingen eines Patchwork-Experiments ist aber ein starkes Paar im Zentrum, und das könnt ihr nur sein, wenn ihr euch einander anvertraut.
Mach dir immer klar: Das Wohl der anderen Seite ist in Patchworkfamilien für die Balance und damit auch für das eigene Wohl von größter Wichtigkeit. Man sollte also unbedingt versuchen, dem Ex sein neues Glück zu gönnen.
Die Trennung ist nicht die Wurzel allen Übels, und Trennungskinder sind nicht per se ein Fall für den Psychiater. Die Kinder jetzt aus schlechtem Gewissen zu verwöhnen, ihnen keine Grenzen zu setzen oder sie mit Geschenken zu überhäufen, macht nichts wieder gut – es richtet höchstens größeren Schaden an. Wie gut die Kinder die Trennung langfristig verwinden, hängt davon ab, wie ihr euch jetzt verhaltet. Hört eurem Kind zu, auch wenn euch nicht passt, was es sagt, bagatellisiert seine Gefühle nicht und redet mit ihm.
Schlecht über den anderen Elternteil zu reden ist tabu, so leicht es einem auch über die Lippen gehen mag, denn es trifft die Kinder in ihrem Innersten.
Als Elternteil in einer Patchworkfamilie ist man stresserprobt, als Berufstätige(r) um so mehr. Arbeit, Kinder und Zeit für sich sind kaum unter einen Hut zu bekommen, und wenn man dann noch Perfektionist ist, ist die totale Erschöpfung wahrscheinlich nicht mehr weit. Es hilft, Prioritäten zu setzen, Tag für Tag. Vielleicht kannst du an bestimmten Tagen etwas länger arbeiten, an anderen dafür den Nachmittag für die Kinder frei halten oder mit dem Partner oder anderen Erwachsenen der Patchworkfamilie verabreden, dass du einen freien Abend pro Woche hast? So oder so: Mach dir klar, dass nicht an jedem Tag alles zu schaffen ist, setze Schwerpunkte.
Auch am Wochenende nimmt der Stress kein Ende, schließlich will man mit den Kindern etwas Schönes unternehmen, wenn sie schon mal da sind? Vielleicht ist es ab und zu das Schönste, einfach zu Hause zu bleiben. In einer Patchworkfamilie sind alle Beteiligten meist so viel unterwegs, dass es schon etwas Besonderes sein kann, es sich einfach mal in Ruhe zusammen zu Hause gemütlich zu machen, gemeinsam zu kochen, zu essen und zu spielen.
Wenn du selbständig bist und/oder zu Hause arbeitest, ist zwar einiges leichter unter einen Hut zu bekommen. Aber all die Anforderungen führen schnell dazu, dass zeitliche und räumliche Freiheiten ausgeschöpft werden und Arbeits- und Familienzeit kaum noch zu unterscheiden sind. Das schlaucht auf Dauer, und dazu kommt: für kleinere Kinder ist kaum nachzuvollziehen, wann „stören“ okay ist und wann nicht. Feste Kernzeiten sind hier hilfreich und auch symbolisch von Bedeutung, genau wie eine räumliche Trennung, sei es ein Büro außerhalb der Wohnung oder eine Arbeitsecke in einem vorhandenen Zimmer.
ÜBER DAS BUCH
Dana liebt ihren Job an der Uni, das Leben im Hamburger Grindelviertel – und Mattis. Dass ihr neuer Freund drei Kinder aus früheren Beziehungen hat, macht ihr nicht viel aus. Aber das Zusammenleben gestaltet sich komplizierter als gedacht. Als Mattis eine renovierungsbedürftige Villa am Stadtrand kauft und kurz darauf Maren, seine Ex, vorübergehend mit den beiden Kindern bei ihm einzieht, ist von Harmonie keine Spur mehr: Die eine Tochter scheint Papas neue Freundin zu hassen, die andere verbreitet auf Schritt und Tritt Unordnung, und Maren sieht die Trennung von Mattis offenbar nicht als endgültig an. Das Leben wird zur Zerreißprobe: Wo hört das Chaos auf, wo beginnt das Glück?
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