Als Mental Load bezeichnet man die „Last des Drandenkens“. Die Wäsche muss noch gemacht werden. Was soll es heute Abend zum Essen geben? Wer mag was? Wer mag was nicht? Geburtstagsgeschenke müssen besorgt werden. Die Sohn ist aus seinen Hosen rausgewachsen, die Tochter aus den Schuhen.
Mental Load ist dieser unsichtbare Teil der Sorgearbeit, der noch immer zu einem Großteil von Frauen getragen wird. Es sind die Frauen, die für alle Personen im Haushalt alles im Kopf haben. Sie planen alles und gleichzeitig überblicken sie alle Folgen, Nebenwirkungen und Zusammenhänge.
Frauen wird schon in jungen Jahren beigebracht, dass sie "gut im Kümmern". Sie ziehen sich daher oftmals unreflektiert diesen Schuh an und kümmern sich. Sie kümmern sich um Partner. Wenn Kinder geboren werden, kümmern sich sich um die Kindern. Selbstverständlich kümmern sie sich auch um den Haushalt. Um Angehörige, um Freunde und Freundinnen, um Nachbarn und Nachbarinnen. Frauen kümmern sich um alles und allen. Kommt dann noch die eigene Erwerbstätigkeit dazu, wird die Belastung noch mal höher.
Der aktuelle DAK-Report zeigt, dass 2020 die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen in Deutschland ihren Höchststand hatten. Während des ersten Jahres der Pandemie stiegen insbesondere bei den Frauen die Krankentage. Gleichzeitig gab es interessanterweise bei den Männern fast keine Änderung.
Die Mental Load muss aber nicht zur Überforderung und dann in den Burnout führen. Es gibt einen Weg aus der Mental Load Falle. Er beginnt damit, sich mit den Begriffen "Mental Load" und "Gender Care Gap" auseinanderzusetzen. Wer weiß, wovon sie/er spricht, kann das Problem benennen und daran arbeiten.
Gerade in Phasen des Umbruchs, wenn ein Kind geboren wird, die Partnerin/ der Partner wieder in den Beruf einsteigt oder einen neuen Job annimmt, sprechen Paare nicht über Aufgabenverteilung. Vielmehr lassen sie sich von Rollenklischees leiten, anstatt spätestens dann über die Aufgabenverteilung und die damit verbundenen Folgen zu sprechen.
Insbesondere Frauen leiden unter den Mental Load. Noch immer übernehmen Frauen sehr viel mehr Sorgearbeit als Männer. Selbst dann wenn sie gleich viel oder sogar mehr Stunden als ihr Partner erwerbstätig sind.
Mental Load heißt zunächst nichts anderes als "mentale Belastung". Sie entsteht, wenn der Großteil der Organisationsarbeit innerhalb einer Familie auf den Schultern von nur einer Person ruht. In aller Regel, den Schultern der Frau und Mutter.
Fakt ist: Die Organisationsarbeit, die zur Mental Overload führt, ist da. Sie kann nicht einfach ignoriert werden. Sie kann aber auf mehrere Schultern verteilt werden. Dafür müssen die Partner*innen miteinander sprechen.
Es sollte eine Liste aller Aufgaben, die zu erledigen sind, erstellt werden. Hilfreich dabei ist der Mental Load Test der Initiative "Equal Care".
Kennt man als Paar alle Aufgaben, gilt es die Aufgaben in Aufgabenbereiche zu bündeln.
Jetzt bekommt jede*r seine Aufgabenbereiche zugeordnet und muss sich hier um alles, was damit zusammenhängt kümmern.
Mental Load ist nichts anderes als Projektmanagement. Es sind all die kleinen und grßen Aufgaben, die erledigt werden müssen, damit das Projekt "Kind" und das Projekt "Haushalt" läuft. Es sind all die Aufgaben, die nebenher identifiziert, bedacht, geplant und dann erledigt werden müssen.
Der Mental-Load-Selbsttest der Initiative Equal Care Day lädt Paare dazu ein, sich mit dem Thema einmal intensiv auseinanderzusetzen. Mit dem Selbstest können sie überprüfen, ob die Einschätzung zur Verteilung ihrer Aufgaben realistisch ist. Gleichzeitig kommen sie über den Test aber auch in die Diskussion, um dann die Aufgabenverteilung gerechter zu gestalten.
- Sprich mit Deinem Partner!
- Löse Dich von dem Bild der perfekten Mutter. Es gibt sie nur im Film, aber nicht in der Realität. Höre auf niemanden, der etwas anderes behauptet.
- Löse Dich von Rollenstereotypen. Du meinst der Haushalt ist per se Frauensache? Du glaubst, weil Du Kinder wolltest, musst Du Dich jetzt auch für sie aufopfern? FALSCH. Der Haushalt geht alle an, die in ihm wohnen. Und zum Kinder zeugen braucht es zwei Menschen. Zum Kinder groß ziehen auch! Die Kinder sind Deine, sie sind aber auch die Kinder Deines Partners/Deiner Partnerin.
- Sage öfter mal „NEIN“! Das fällt in der ersten Zeit noch schwer, wird aber immer leichter. Versprochen!
- Ignoriere, was andere über Dich denken! Es gibt immer Menschen, die meinen, ihre Meinung anderen aufdrängen zu müssen. Ihre Lebenseinstellung als die einzig wahre zu verkaufen. ABER: Dein Modell ist das, was für Dich das richtige ist. Alles andere interessiert nicht.
- Du brauchst mal ein paar Stunden für Dich? Nimm sie Dir! Du brauchst mal ein Wochenende für Dich! Nimm es Dir! Nur wenn es Dir gut geht, geht es auch Deiner Familie gut.
- Überlege mal, ob Ihr Euch besser organisieren könnt. Reicht es, wenn Ihr die Wäsche nur am Wochenende wäscht? Wie wäre es mit einem Großeinkauf am Samstag?