Welcher Vater kennt nicht den Spruch: „Was für eine süße Tochter Sie haben, da steht die Flinte doch gewiss schon hinter der Haustür, oder?“ Die Väter lächeln höflich, bedanken sich für das Kompliment und denken sich im Stillen: „Wenn Du wüsstest!“ Solange die Lieben noch klein sind, ist aus elterlicher Sicht die Welt in Ordnung. Doch früher oder später kommt der Moment, in dem die Lage kippt. Wann genau dieser Moment sein wird, kann keiner sagen.
Manche Kinder sind Spätzünder und gehen bis über das Teenager-Alter hinaus in Schule und Hobby auf, ohne dem anderen Geschlecht auch nur ansatzweise Beachtung zu schenken. Andere wiederum führen bereits im Kindergarten ernsthafte Gespräche über ihre Beziehung. Wichtig ist: Egal in welchem Alter es passiert, nehmen Sie es ernst!
Kinder und Jugendliche können das Gefühlschaos meist gar nicht richtig einordnen. Es fällt ihnen schwer, ihr eigenes Leben und Sein während der Pubertät überhaupt zu verstehen. Hinzu kommt, dass im Umfeld vielleicht schon über die eine oder andere Erfahrung berichtet, wenn nicht gar geprahlt wird. Was davon der Wahrheit entspricht oder nicht, ist in aller Regel nicht relevant.
Die Jungs brüsten sich, während die Mädchen kichernd diskutieren: Wer hat schon eine Freundin/einen Freund? Wurde schon Händchen gehalten? Sich vielleicht sogar schon geküsst? Oder etwa schon mehr als nur das?
Damit der Nachwuchs im Sturm der Gefühle ein wenig Halt findet, sind Sie als Eltern gefordert.
Was aber, wenn Sie mit der Wahl des Nachwuchses nicht einverstanden sind? Den Freund oder die Freundin Ihres Kindes ungern in den eigenen vier Wänden sehen, geschweige denn am gemeinsamen Frühstückstisch? Fragen Sie sich zuallererst, warum Sie das Mädchen oder den Jungen nicht mögen. Nabelt sich durch diese Freundschaft etwa Ihr Kind von Ihnen ab? Na, Gott sei Dank! Stubenhocker möchten wir doch auch nicht erziehen, oder?
Ihr Kind räumt plötzlich auf, ist fürsorglich, kümmert sich um die neue Liebe? All das hat er oder sie nie getan, wenn Sie es gesagt haben? Sie sind doch nicht etwa eifersüchtig? Genießen Sie viel lieber die Tatsache, dass sich plötzlich etwas bewegt und Ihre Erziehung Früchte trägt.
Seitdem die große Liebe auf der Bildfläche erschienen ist, bekommen Sie Ihr Kind gar nicht mehr zu Gesicht? Beruhigen Sie sich und erinnern Sie sich an Ihre Verliebtheitsphase. Jede Minute möchte man mit der/dem anderen verbringen, die Außenwelt wird zum Nebenschauplatz. Das ist normal und in jeder Altersklasse so. Wie oft haben Sie schon Freundinnen vergessen, weil der Liebste spontan Zeit hatte? Wie oft mussten die Kumpels ohne Sie auf die Piste gehen, weil es in dem Moment zu zweit einfach schöner war?
Die beiden Verliebten verschwinden hinter der geschlossenen Zimmertür? Dann lassen Sie sie. Widerstehen Sie dem Drang, etwas zu Essen oder zu Trinken anzubieten, nur um die eigene Neugier zu stillen. Wer Hunger oder Durst hat, wird von alleine wieder erscheinen und nichts ist peinlicher als Eltern, die ins Zimmer platzen.
überprüfen Sie Ihre Gefühle also genau und hinterfragen Sie sie. Gegen den Partner vorzugehen, wird Ihr Kind sowieso nur noch enger in deren/dessen Arme treiben. Viel wichtiger ist auch hier eine gute Gesprächskultur. Seien Sie da, wenn Sie gebraucht werden und vermeiden Sie dann Vorwürfe wie: „Ich habe es Dir ja gleich gesagt.“
Und was macht unser Vater mit der Flinte am Türstock? Er versucht zu entspannen! Früher oder später werden die Herren mit am Frühstückstisch sitzen und ja, auch das Herz der geliebten Tochter brechen. Aber es wird heilen. Der erste Freund wurde schließlich selten gleich geheiratet.
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