Als junger Vater entwickelt Andreas Jaksch aus Stuttgart einen Baby-Schaukler – eine Weltneuheit. Doch das Projekt schlummert in der Schublade während er, schon bald alleinerziehend mit drei Kindern versucht, Vollzeitjob und Familie zu vereinbaren. Erst rund 30 Jahre später verwirklicht der Ingenieur seinen Traum und bringt den Schaukler ZiehBebe move und das 3-in-1 Babyphone ZiehBebe relax auf den Markt.
1993 kam in Stuttgart Andreas Jaksch erste Tochter zur Welt. Das Baby lag im Stubenwagen und schlummerte nur dann friedlich, wenn jemand das Gefährt fortwährend sanft und geduldig hin- und herschob. Der Vater erinnert sich: „‘Kannst du da nicht was machen?‘, fragte meine Frau. Da fing ich an zu tüfteln. Ich besorgte mir einen Scheibenwischer-Motor vom Schrottplatz und verband ihn mit einem Rad. Nach einigen Optimierungen funktionierte es so gut, dass auch unsere beiden anderen Töchter, die 1995 und 1999 zur Welt kamen, als Babys davon in den Schlaf geschunkelt wurden.“
„Eine super Konstruktion – und so praktisch!“, fanden auch Freund*innen und Bekannte, die zu Besuch kamen. Andreas Jaksch nahm sich vor „Das vermarkte ich!“ und meldete ein Patent an. Ein erstes Modell für die kommerzielle Umsetzung entstand in dieser Zeit.
Doch dann lag das Projekt auf Eis. Das Leben wollte es anders: „2002 starb meine Frau nach kurzer schwerer Krankheit“, berichtet er. „Meine Töchter waren neun, sechs und drei Jahre alt, und ich plötzlich alleinerziehend. In der ersten Zeit habe ich einfach irgendwie funktioniert. Es musste ja weitergehen.“ Der Vater war voll gefordert, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bekommen: „Ich habe meinen Fulltime-Job behalten und hatte zwei Angestellte, die sich – zeitlich versetzt – um Haushalt und Kinder kümmerten. Es dauerte, bis sich das einigermaßen eingespielt hatte. Ein gewisses Troubleshooting blieb aber immer gefragt.“ Seine Arbeitszeit zu reduzieren oder den Job aufzugeben, wie es Bekannte vorschlugen, konnte sich der Vater nicht vorstellen: „Wir brauchten ja das Geld“, sagt er. Vor 14 Jahren lernte Andreas Jaksch dann seine jetzige Partnerin kennen, die ihn, als die Kinder noch zu Hause waren, ebenfalls tatkräftig unterstützte.
Dem Ziel, seine Produktidee zu vermarkten, blieb der Ingenieur treu. Was nicht parallel klappte, macht er nun hintereinander. „Durch ein Altersteilzeitmodell hatte ich Luft für mein Projekt und bin es mit Elan angegangen“, sagt Andreas Jaksch. Das Unternehmen ZiehBebe entstand. „Meine Lebensgefährtin kam auf den Namen. Er leitet sich von Zibebe ab, was auf schwäbisch Rosine bedeutet. Mit einem ‚e‘ und ‚h‘ versehen verweist es gleichzeitig auf unser Produkt ZiehBebe move“, erklärt der Unternehmer, der in den vergangenen Jahren viel geleistet hat. So entwickelte er ZiehBebe relax, ein Babyphone mit Kamera, das zugleich auch MP3-Player und Bluetooth-Box ist, und brachte es noch vor dem Baby-Schaukler ZiehBebe move auf den Markt.
Die Idee hinter beiden Produkten: „Ich möchte junge Eltern damit entlasten, Freiräume schaffen und gleichzeitig robuste, hochwertige und langlebige Gegenstände herstellen“, sagt Andreas Jaksch. „Eltern nutzen herkömmliche Babyphones im Schnitt sechs Monate. Anschließend verkaufen oder verschenken sie sie im günstigsten Fall. Viele landen aber auch einfach im Müll. Ich finde, das geht nicht. ZiehBebe relax ist so konstruiert, dass es Kindern – und Erwachsenen – später als einfach zu bedienender MP3-Player dienen kann. Oder sie nutzen ihn, um Musik in hoher Qualität wiederzugeben. Das heißt: Das Gerät in hochwertiger Holzbauweise leistet nachhaltig über Jahre und für alle Generationen gute Dienste.“
Die Produkte zur Serienreife bringen, Kooperationspartner, Zulieferer und Produzenten finden, Vermarktungsstrategien entwickeln: Was er früher als Fahrzeugentwickler tat, setzt Andreas Jaksch jetzt für das eigene Unternehmen um. „Das ist ein Vollzeitjob“, sagt er. „Ich bin gut ausgelastet, aber belastet fühle ich mich nicht.“ Für die Familie, für den Sport, für Motorradtouren und den großen Garten schafft er sich Freiräume.
Im letzten Herbst machte sich Andreas Jaksch mit einem ehemaligen Kollegen zu einer Bergtour auf. „Ich bin da etwas blauäugig rangegangen“, berichtet der Ingenieur. „Nach zwei Stunden Aufstieg löste sich die Sohle von meinem Wanderstiefel. Wir stiegen wieder ab, kauften neue Schuhe und starteten neu. Unser Ziel lag in weiter Ferne. Zwei Berge mussten wir überwinden, bevor wir auf dem gewünschten Gipfel standen. Am dritten Berg dachte ich: ‚Das schaffe ich nicht!‘ Aber ich hatte es mir vorgenommen und habe es durchgezogen – ein tolles Erlebnis.“ Die Tour ist ein gutes Bild für das Leben des späten Unternehmers: Zwei Berge galt es zunächst zu besteigen, bevor er mit seinem Unternehmen ZiehBebe die dritte Herausforderung angehen konnte. Eine Geschichte, die auch anderen Mut machen kann, geduldig an Träumen festzuhalten und auf die passende Zeit im Leben zu warten, um sie zu verwirklichen.
Weitere Informationen: www.ziehbebe.com