Entscheidern stellen sich hier oft die Fragen: Wie belastbar ist der Mitarbeiter? Wird möglicherweise die Krankheit der Kinder zu Ausfällen führen? Was ist, wenn Termine auf den Abend oder das Wochenende fallen? Wie ist es mit der Leistung von Überstunden bestellt? Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen haben Angst vor den Konsequenzen, die sich ergeben könnten, und schrecken daher vor der Einstellung zurück.
Wesentlich bessere Chancen bietet hier der öffentliche Dienst und auch Konzerne können mit solchen Situationen leichter umgehen. Doch auch hier sind die Stellen begrenzt und Bewerbern nach der Familienphase flattern immer wieder Ablehnungen ins Haus. Unternehmensschelte ist nur eine Seite der Medaille. Ich erlebe oft, dass Bewerber nicht gut vorbereitet in die Jobsuche gehen. Doch gerade die Vorbereitung ist das A und O, wenn es einen Knick im Lebenslauf gibt.
Katrin war immer klar, dass sie wieder arbeiten wollte, wenn ihre Kinder aus dem Gröbsten raus sind. Dass es drei Kinder wurden und die Auszeit dreizehn Jahre dauern würde, hatte sie anfangs nicht geahnt. Doch nun war es soweit. Jetzt hieß es für sie Bilanz zu ziehen: Was brachte sie für den Arbeitsmarkt mit? Wo sah sie sich beruflich und wie konnte sie den Weg zurück ins Berufsleben gestalten?
Sicher sind die Auszeiten nicht immer gleich so lang, aber bereits nach einem oder nach drei Jahren, sollten sich BewerberInnen mit ihrer Vita intensiv auseinandersetzen.
Am Anfang steht die Frage: Was ist mir wichtig und was ist mein Ziel? Will ich mir etwas dazu verdienen? Will ich beruflich an die begonnene Karriere anknüpfen? Will oder muss ich Vollzeit arbeiten, weil ich zum Beispiel die Alleinverdienerin bin? Möchte ich mich beruflich neu orientieren? Oder hat auch zukünftig meine Familie oberste Priorität und ich suche eine Teilzeitstelle?
Katrins Jüngster war 13 und so entschied sie sich für Teilzeit. Sie konnte sich aber auch vorstellen Vollzeit zu arbeiten.
Die nächsten Überlegungen gelten einem Angebot, das dem Arbeitgeber unterbreitet werden kann. Also, was kann und will ich anbieten? Welche Fähigkeiten und Kenntnisse machen mich aus, wo kann ich anknüpfen?
Katrin hatte Fremdsprachenkorrespondentin gelernt , liebte den Umgang mit Sprachen und hatte auch während ihrer Auszeit jede Möglichkeit genutzt, hier auf einem hohen Niveau zu bleiben. Die genaue Betrachtung der letzten Jahre ergab, dass Katrin sehr viele Kita- und Schulfeste organisiert hatte, das ging ihr leicht von der Hand und machte ihr Spaß. Die berufliche Option, die sich daraus ergab, war ein Assistentenposten, bei dem viele Fäden zusammenliefen, der sie mit unterschiedlichen Menschen aus verschiedensten Kulturen und Sprachkreisen zusammenbrachte. Sie fand ihn als persönliche Assistentin einer Professorin. Die Stelle war Vollzeit und unbefristet. Katrin hatte nur eine Bewerbung geschrieben.
Katrins genaue Analyse und Überlegungen erleichterten ihr die Darstellung ihrer Auszeit im Lebenslauf und den Umgang damit im Anschreiben und im Gespräch.
Die erste Hürde, die zu nehmen ist, sind die schriftlichen Unterlagen, allem voran der Lebenslauf. Die Frage: Muss ich die Elternzeit überhaupt in meinem Lebenslauf erwähnen? antworte ich: ja. Denn die Entscheidung zwischen Lücke und Elternzeit fällt eindeutig zugunsten der Elternzeit aus. Eine unbelegbare Lücke stellt in diesem Fall die größere Hürde dar. Versuchen Sie jedoch die Elternzeit mit Aktivitäten zu füllen.
Sollten in dem Fall unter „Persönliches“ die Kinder aufgelistet werden? Ganz klar, besser nicht. Denn hier wird der Arbeitgeber mit der Nase auf die Kinder gestoßen. Immer wieder habe ich jedoch auch Gegenstimmen: Ich unterschlage meine Kinder nicht. OK, dann sollten Sie den Arbeitgeber aber wenigstens mit dem Zusatz beruhigen „ für eine Betreuung ist gesorgt“. Das zeigt ihm wenigstens, dass Sie seine Überlegungen verstehen. Dazu sei erwähnt: Der Familienstand sowie die Anzahl der Kinder oder ob Kinder vorhanden sind, muss nicht genannt werden. Diese Angabe in der Bewerbung darf nicht negativ ausgelegt werden.
Der erste Satz kann Ihre Position klären. Bei Katrin lautete er: nach dreizehn Jahren Kindererziehung bin ich dran. Anknüpfend an meine Ausbildung …. Das ist ein eindeutiges Statement, das etwas Mut erfordert. Es heißt selbstbewusst zu der Entscheidung der Auszeit zu stehen und diese auch bewusst zu beenden. Dazu passt auch, die Kinder unter „Persönliches“ aufzuführen.
Möchten Sie das nicht so in den Vordergrund stellen, dann sollte sich das Anschreiben auf Ihre Kompetenzen beziehen. Sie müssen dann, genau wie jeder andere Bewerber, dem Arbeitgeber deutlich machen, warum Sie der oder die Richtige für den Job sind. Das bedeutet, sich genau mit den Aufgaben auseinanderzusetzen und zu beweisen, dass Sie das können.
Denn eins sollten Sie sich immer vor Augen halten: Sie bewerben sich um einen Job. Jede Angabe im Bewerbungsschreiben sollte von Ihrer Qualifikation für die vakante Stelle überzeugen und nicht die Fortschritte der Entwicklung Ihres Kindes darstellen.
Akzeptieren Sie Ihre “Lücke” und treten selbstbewusst auf. Sie können Ihre Vergangenheit nicht mehr ändern, wohl aber Ihre Zukunft. Der Personalentscheider wird auch Lücken in Ihrem beruflichen Werdegang akzeptieren, wenn Sie die entscheidenden Qualifikationen und Motivation für den Job mitbringen und Ihr “Gesamtbild” stimmt.
Im Vorstellungsgespräch sollten Sie das Thema von sich aus ansprechen, um entsprechenden Nachfragen seitens der Entscheider zuvorzukommen, aber nicht gleich am Anfang des Gespräches. Wichtiger ist es zunächst, Ihre Leistungen zu betonen.
Mit diesen Tipps für Ihre Bewerbung aus der Elternzeit dürfte Ihrem beruflichen Wiedereinstieg oder Ihrer Karriere nichts weiter im Weg stehen! Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und dass Sie Kinder und Beruf gut unter einen Hut bekommen!
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