Kind und Karriere – So gelingt es!

Kind und Karriere lassen sich vereinbaren, weiß Patricia Aschwanden. Lest hier ihre vier wichtigsten Tipps.

Nicole Beste-Fopma
Journalistin & Autorin

Prioritäten setzen und danach handeln Natürlich wäre es schön, wenn die Vorhänge immer frisch gewaschen duften, die Glasvitrinen blitzen und strahlen und die Betten täglich frisch bezogen wären. Aber ist es nicht viel schöner, die raren Stunden am Nachmittag zusammen mit der Familie und Freunden zu genießen? Eltern sollten immer Prioritäten setzen. Anders geht es nicht, denn Beruf und Familie lassen wenig Zeit, um alles perfekt zu managen. Man muss also Abstriche machen.

Das hat nichts mit Schludrigkeit zu tun, sondern ist einfach Realität. Die Dinge, die man höher bewertet und für das Wohlbefinden braucht, müssen erledigt werden. Alles andere kann mit gutem Gewissen warten. Das gute Gewissen ist hier der ausschlaggebende Punkt. Patricia Aschwanden weiß, dass ungeputzte Fenster niemanden unglücklich machen. Das schlechte Gewissen aufgrund der ungeputzten Fenster kann allerdings im schlimmsten Fall in Depressionen stürzen.


Gute Organisation 

Patricia Aschwanden geht es hier nicht um die Organisation der Kinderbetreuung oder das Delegieren von Aufgaben. Sie meint eher, dass man auch Zeit für sich selbst organisieren muss. Denn ohne Ausspannen geht es nicht. Mütter und Väter brauchen täglich Zeiten, in denen sie weder für den Beruf, noch für Haushalt oder Kinder da sind. Das ist Zeit, die sie wirklich nur für sich selbst haben und nach eigenem Gutdünken verbringen. Diese Zeit muss fest eingeplant werden, sonst fällt sie unter den Tisch.

Organisation bedeutet aber auch, immer mit unvorhersehbaren Ereignissen zu rechnen. In den Unternehmen nennt man das Risikomanagement: Alle nur denkbaren katastrophalen Entwicklungen werden gedanklich durchgespielt oder simuliert. Die gefundenen Lösungen dokumentiert man - und ist im Ernstfall vorbereitet. Für die Vereinbarkeit von Kind und Karriere bedeutet das beispielsweise: Das Kind ist krank, muss zum Arzt, aber die Eltern sind beruflich gerade an diesem Tag unabkömmlich. Wenn man jetzt eine Oma oder eine Tante weiß, die sich um das kranke Kind kümmern können, ist alles in Ordnung.


Alle Karten offen auf den Tisch legen

Es ist nicht einfach, eine Karriere aufzubauen, wenn man sich gleichzeitig um die Familie kümmert. Umso wichtiger ist es, alle nur verfügbare Unterstützung zu nutzen. Das bedeutet: Die Familienarbeit wird so aufgeteilt, dass keiner in seiner Karriere zu kurz kommt. Partner und Partnerinnen sollten sich gegenseitig unterstützen, statt sich in ihrer Verantwortlichkeit bezüglich der verschiedenen Aufgaben gegeneinander auszuspielen. Das erfordert natürlich, sich selbst und seine Befindlichkeiten hin und wieder zurückzunehmen.


Beruflich bedeutet das, den Arbeitgeber einzubeziehen. Der sollte die Situation kennen. Es gibt häufig interne Unterstützung für Krisensituationen: Vom Unternehmen bereitgestellte Kinderbetreuung, Gleitzeit oder Vertrauensarbeitszeit, aber auch die Möglichkeit von Homeoffice gehören zu den Hilfeangeboten von Unternehmensseite, die man in Anspruch nehmen darf. Patricia Aschwanden plädiert dafür, dass insbesondere Frauen mit dem Arbeitgeber zusammenarbeiten. Das gilt bis hin zur Urlaubsplanung und der Möglichkeit eines Eltern-Kind-Büros.


Auch mal umdenken 

Manchmal klappt es in Beziehungen einfach nicht mehr, man lebt sich auseinander. Wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer unterschiedliche Interessen verfolgen, kommen sie einfach nicht zusammen. Das kann ein Grund sein, über einen Jobwechsel nachzudenken. Gerade nach der Elternzeit stellen die Erwachsenen häufig fest, dass es mit dem bisherigen Job einfach nicht mehr passt. Eine berufliche Neuorientierung kann dann sinnvoll sein. Denn es gibt durchaus Unternehmen, die in Sachen Arbeitszeit, Verantwortung, Kinderbetreuung und dergleichen auf die Bedürfnisse von Eltern und Familien eingehen.

Allerdings bleibt beim Jobwechsel häufig ein Wermutstropfen: Die neue Position ist in der Regel mit einem niedrigeren Gehalt verbunden. Kinder kosten aber Geld, sodass bei einem Karrierewechsel höhere Kosten mit niedrigeren Einnahmen zusammenkommen können. Darüber sollten sich Eltern klar sein. Gute Planung der Ausgaben und gegenseitiges Verständnis und Entgegenkommen mildern die Einbußen etwas ab. Und manchmal hilft es, noch mehr umzudenken: Eine neue Karriere kann auch bedeuten, Teilzeit und ein niedrigeres Brutto zu akzeptieren zu dem Preis größerer beruflicher Zufriedenheit und einem verhältnismäßig weniger niedrigem Netto, das zudem noch mit niedrigeren Kinderbetreuungskosten einhergeht ...


Kind ist kein Karriereaus

Als Persönlichkeitscoach hat Patricia Aschwanden schon vielen Menschen geholfen. Ihre Erfahrung ist, dass gerade Eltern häufig mit ihren Sorgen alleine gelassen werden. Sie wünscht sich ein gesellschaftliches Umdenken, dass die Probleme der Eltern und Familien eher in den Mittelpunkt rückt und gemeinschaftliche Lösungen findet. Trotzdem ist auch das richtige Mindset unabdingbar. Kinder und Karriere schließen sich nicht gegenseitig aus, wenn Eltern das nicht zulassen.

Es liegt also immer an einem selbst, ob man den Beruf mit der Familie vereinbaren kann. Und oft genug sind es die ungewöhnlichen Lösungen, die zum Ziel führen. Umdenken, sich umorganisieren und vielleicht sogar beruflich neu orientieren können zielführende Strategien sein.

Bildnachweis: Pexels – Tima Miroshnichenko

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, andere helfen uns, diese Website und deine Nutzererfahrung zu verbessern. Für weitere Informationen, sieh dir unsere Datenschutzerklärung an.