So wird Vereinbarkeit zum Karriere-Booster

Der Selbstmarketingprofi Roger Rankel weiß, mit welchen Fähigkeiten erwerbstätige Eltern bei den Kolleg*innen punkten.

Roger Rankel
Spezialist für Selbstmarketing

Manchmal ist das Eltern-Dasein ungerecht. Während kinderlose Kolleg*innen nach 18 Uhr die Füße hochlegen, hört die Arbeit von Müttern und Vätern nicht auf. Trotzdem haben berufstätige Eltern oft ein schlechtes Standing im Team. Neid auf die Vier-Tage-Woche oder den 15-Uhr-Feierabend ist kein seltenes Phänomen. Unbewusst werden ihnen zudem noch Kompetenzen abgesprochen.

Die gute Nachricht: Wenn Sie es richtig angehen, können Sie sich im Handumdrehen gegen diese Vorurteile behaupten. Alles eine Frage des Selbstmarketings!

Besonders im beruflichen Umfeld haben Eltern oft das Nachsehen. Der Stempel „Mutter“ oder „Vater“ ist eine Negativauszeichnung, gleichbedeutend mit „Mangelware“. Kolleg*innen schielen auf den pünktlichen Feierabend und die Telefonate mit Kita, Kinderärzten und Co. Der Chef oder die Chefin bewertet Elternteile als unflexibel und weniger belastbar. Zugegeben – natürlich fällt die Konzentration auch mal schwer, wenn das Kind zu Hause fiebert, während sich das Meeting in die Länge zieht. Glauben Sie mir, ich kann das nachempfinden: Ich habe selbst eine Tochter, meine Lebensgefährtin zwei. Daher verrate ich Ihnen, wie Sie aus Ihrem Eltern-Status einen Karrierebooster machen!

Fragen Sie sich vorab selbst: Worauf kommt es an, damit ein*e Kund*in zuschlägt? Der Auftritt des Unternehmens ist wichtig, ebenso wie es sein Produkt oder die Dienstleistung präsentiert – und wie die/der Kund*in das Angebot wahrnimmt. Hier gilt die Devise: anders, mutig, clever und charmant. Halten Sie sich und anderen immer vor Augen: Die Fähigkeiten, die Sie sich mit Ihrer Elternrolle angeeignet haben, wirken auch im Job! Sie müssen sie nur clever positionieren.

Aus Stolpersteinen werden Leitersprossen

Ganz klar, auf dem Weg nach oben gibt es Hindernisse. Viele davon können jedoch positiv genutzt werden. Weil sie ungewöhnlich sind. Weil niemand damit rechnet. Sie zeigen neue Wege auf. Und sind damit super Selbstvermarktungsstrategien. Hier ein anschauliches Beispiel: Die Ernte eines Apfelbauern wurde durch heftigen Hagelschauer fast zur Gänze zerstört. Die Äpfel stark demoliert. Natürlich befürchtete der Bauer sofort rote Zahlen. Denn die Früchte der Konkurrenz blieben unbeschadet. Doch der Bauer verzweifelte nicht. Er verwandelte seinen vermeintlichen Nachteil in einen Vorteil von unschätzbarem Wert: Er legte jeder Apfelkiste folgenden Zettel bei: „Sehr geehrter Kunde, Ihre Äpfel wachsen in höheren Bergregionen, wo plötzliche Wetterumschwünge und Hagelschauer unvermeidlich sind. Auf Ihren Äpfeln sehen Sie also Spuren der Naturgewalten. Es sind echte Naturprodukte. Guten Appetit.“ Die Kunden waren begeistert. Statt Verluste zu machen, steigerte der Bauer Umsatz und Ansehen.

Elternschaft als großer Vorteil

Hand aufs Herz: Ähnlich ist es doch mit dem Elternstatus bei der Arbeit. Manchmal fühlt man sich den Kolleg*innen gegenüber einfach im Nachteil. Mehr Arbeit, mehr Sorgen, weniger Zeit. Ich sage: Elternschaft kann ein großer Vorteil sein – auch im Job. Durch die täglichen Herausforderungen des Familienlebens haben Sie Fähigkeiten perfektioniert, von denen kinderlose Kolleg*innen nur träumen können. Große Empathie, kreative Problemlösungsansätze, Organisationstalent, Durchsetzungsvermögen, Geduld, Ausdrucksstärke … um nur ein paar zu nennen.

Nehmen Sie Herausforderungen souverän an

Das Eltern-Dasein ist somit kein verbeulter Apfel, sondern eine Auszeichnung! Und genau so sollten Sie auch damit umgehen. Statt Ihre*n Chef*in glauben zu lassen, Sie seien mit Kind weniger belastbar, machen Sie deutlich: Ein Kind großzuziehen, ist die beste Kompetenzschule der Welt. Das können Sie auch ruhig direkt machen. Sagen Sie beispielsweise bei nächster Gelegenheit selbstbewusst (aber nicht arrogant): „Ich organisiere täglich zwei Kinder und einen Hund. Dieses Meeting zu terminieren, ist ein Spaziergang.“

Seien Sie frechmutig und bestimmt. Das überzeugt. Und das Wichtigste: Klagen Sie in der Arbeit nicht über privaten Stress. Sie wollen ja schließlich von Ihrem Chef und den Kolleg*innen als starker und organisierte*r Teamplayer*in wahrgenommen werden. Zu 90 Prozent sind Sie das ja auch. Leider tendieren Menschen dazu, sich auf die negativen zehn Prozent einzuschießen. Dem sollten Sie zuvorkommen, indem Sie erst gar keine Angriffsfläche anbieten!

Spielen Sie Ihren besten Trumpf aus: Ihr Zeitmanagement

Eine weitere Kompetenz, die Sie betonen können, ist das Zeitmanagement. Sie betreten das Büro und wissen, dass sich die Aufgaben stapeln? Dann kommen noch spontane Bitten und Arbeitsaufträge? Wo andere hilfesuchend mit den Armen rudern, schippern Sie noch entspannt durch die Gewässer. Lassen Sie sich von Stress und einem bedrohlich wirkenden Workload nicht aus der Ruhe bringen. Rücken Sie diese Fähigkeit ins Rampenlicht! Denn im Zeitmanagement macht Ihnen keiner so leicht was vor. Für Sie Alltag: Wie sonst soll Kind Nummer eins zur Schule kommen, während Kind Nummer zwei über Bauchschmerzen klagt und das Jüngste die Haut auf dem Kakao nicht mag. Erscheint der Arbeitsberg doch mal zu groß: Ein Bild Ihres Kindes auf dem Schreibtisch wirkt Wunder. Immerhin quengeln Ihre Aufgaben nicht – und sorgen auch nicht für Chaos, während Sie telefonieren.

Die Kunst, das Richtige wegzulassen

Wer aufsteigen will, muss Balast abwerfen Mit der „Via Negativa“ funktioniert die Zeiteinteilung übrigens noch besser. Was das ist? Die Kunst, das Richtige wegzulassen! Manchmal ist nicht das, was wir tun entscheidend für unseren Erfolg, sondern das, was wir nicht tun. Zuhause klappt es ja auch. Abends um acht noch das Kinderzimmer aufräumen? Es gibt Wichtigeres. Das Gleiche gilt im Job. Keine unnötigen Arbeiten. Alles, was nicht zum Erfolg führt, weglassen. So bleibt mehr Zeit für das Wesentliche.
Wie das funktioniert? Ganz einfach. Gehen Sie Ihren Arbeitsalltag Schritt für Schritt durch. Überlegen Sie bei jeder Station: Warum mache ich das? Ist diese Aktion noch zielführend? Oder ein Relikt aus alten Zeiten? Gibt es neue Wege, die mir helfen können? Und dann streichen Sie. Konsequent. Ich verspreche Ihnen, mit dieser Strategie werden Sie neue Zeit gewinnen.

Apropos Fähigkeiten ins Rampenlicht stellen: Vielleicht haben Sie mit der Via Negativa am Ende des Tages sogar noch freie Minuten, um den Kolleg*innen zu helfen. Das sorgt garantiert für erstaunte Gesichter. „Wow, was die in sechs Stunden alles wegschafft!“ Und schon verwandelt sich Missgunst in Respekt.

Der Unterschied zwischen möglich und unmöglich sind nur zwei Buchstaben.

Machen Sie ab heute das scheinbar Un-mögliche.

Ich bin der Meinung, dass Mütter und Väter eine Bereicherung für jeden Betrieb sind. Ihre Aufgabe ist es, dass Ihr*e Chef*in und Ihre Kolleg*innen das auch so sehen. Tragen Sie dieses Bild nach außen. Betonen Sie Ihre neuen Skills – Elternschaft sei Dank. Und entschuldigen Sie sich nicht für verkürzte Arbeitszeiten und Notfalltelefonate, sondern positionieren Sie Ihre Effektivität. So wird Ihr Kind zum besten Karriere-Asset.

Bildnachweis: Pexels – Andreas Piacquardio

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