7:30 Uhr – Der ganz normale tägliche Wahnsinn. Der kleine Leo hat gerade den Kakao umgekippt. Georg steht mit der Aktentasche bereit, die Schokomilch auf dem Hemd. Melanie wischt schnell auf und zieht Leo um, Georg sich selbst. Kurz durchatmen. Beide bleiben entspannt. Die Kinderbetreuung, die Georgs Firma organisiert, ist flexibel.
8:15 Uhr – Kind in der Kita, anschließend Kaffee auf der Arbeit, ein Blick in die Präsentation, die Georg gleich vor dem Vorstand hält – Routine für Georg. Melanie ist zu Ihrem Arbeitgeber geradelt. Sie arbeitet entspannt ihre E-Mails ab, das Meeting mit dem Chef ist erst in zwei Stunden.
17:39 Uhr – Feierabend! Melanie kam etwas später aus dem letzten Kundentermin, aber die Kinderbetreuung weiß Bescheid, kein Problem. Danach geht sie mit Leo ins Fitnessstudio. Dienstags steht das immer auf dem Programm. Leo mag die Betreuer dort. Außerdem gibt’s nochmal ganz andere Spielsachen als in der Kita. Seine Mutter kann in Ruhe ihr Krafttraining durchführen, weil sie ihren Sohn in guten Händen weiß. Frisch geduscht kommt sie nach Hause. Heute hat Georg gekocht. Morgen ist es an ihr, den Kochlöffel zu schwingen, denn dann geht er zum Sport. Natürlich mit Leo. „Manchmal“, meint Melanie, „wenn er nicht mit zum Sport möchte, hilft Leo beim Kochen oder spielt dann einfach mit den Plastikschüsseln aus dem Schrank.“ Der hat extra keine Kindersicherung. Schließlich ist nichts drin, was kaputt gehen kann.
Alles, was im Haushalt während der Woche liegen bleibt, erledigen Melanie und Georg montags oder freitags. Beide haben nämlich eine Vier-Tagewoche. Das klappt wunderbar. Auch ihre Chefs sind begeistert von dem Modell. Sie können ihre gut ausgebildeten Fachkräfte mit viel Know-how halten, der Stress für die berufstätigen Eltern wird minimiert. Alle sind glücklich. Die Eltern, weil sie Leo nur drei Tage die Woche in die Betreuung geben müssen, Zeit mit ihrem Sohn verbringen und etwas für sich tun können. Die Führungskräfte, weil sie merken, dass die Nagelschmidts konzentriert sind, volle Leistung bringen und durch den geringeren Stress gesund bleiben. Selbst Führungsaufgaben lassen sich so meistern.
Natürlich kam dieses Angebot der Kinderbetreuung nicht einfach so ins Haus geschneit. Georg und Melanie haben vorher genau recherchiert, welche Betriebe familienfreundlich sind. Eltern-Kind-Büros bei Betreuungsengpässen, Kitaplätze, flexible Arbeitszeitmodelle, leichter Wiedereinstieg nach der Elternzeit, Kinderbetreuung während der Schulferien, kurzer Arbeitsweg sind nur einige Punkte. Auch über die Aufteilung der Elternzeit hatten sie sich genauer informiert. Dadurch konnten sie die Elternzeit so einteilen, dass beide eine Bindung zu Leo aufbauen und den Anschluss zum Job nicht verlieren. Es ist nämlich durchaus möglich, während der Elternzeit weiterhin bis zu dreißig Stunden die Woche zu arbeiten. Georg konnte beispielsweise gleich nach der Geburt von Leo die Elternzeit beginnen. Melanie nach ihrem Mutterschutz. Sie blieben beide von Anfang an im Job und haben den Anschluss zu den Kollegen nicht verloren. Bei der Recherche erfuhren sie: Es ist möglich, dass der eine vormittags, der andere nachmittags arbeitet. Mit einer Kinderbetreuung für halbe Tage, hätten beide auch vormittags oder nachmittags arbeiten können. So hätten sie in der freien Zeit hin und wieder Zeit für sich selbst gehabt. Melanie und Georg haben Leo aber erst nach der Elternzeit für drei Tage in die Kita gegeben. Sie wollten gerade am Anfang beide viel Zeit mit ihrem Sohn verbringen, auch wenn es mitunter eine anstrengende Zeit war.
Auch sonst musste sich im Alltag der beiden einiges ändern. Melanie und Georg sind gesundheitsbewusst und wussten, dass ein Kind auch mehr Stress verursachen kann und wollten vorsorgen. Beide sitzen viel im Job; da ist irgendwann „Rücken schmerzt“ die logische Folge. Bewegung in Form von Ausdauer (gut mit Leo zu kombinieren), Stressabbau und Krafttraining für den Rücken sollten es sein. Und ihr Sohn? Auch er muss betreut werden, wenn die Eltern gerade nicht können, beide beim Sport sind oder etwas Ruhe bei der Hausarbeit brauchen. Die logische Konsequenz: Welche Fitnesscenter bieten Kinderbetreuung an? Und für später, wenn Leo älter ist, ist es gut zu wissen, welche Sportarten sich für Eltern und Kinder eignen. Wo lassen sich Fahrwege einsparen? Wenn Georg oder Melanie ihren Sohn beispielsweise später einmal zum Klettern oder Schwimmen fahren, wäre es sinnvoll, wenn sie selbst gleich da bleiben und ihr Fitnessprogramm ebenfalls beim Klettern oder Schwimmen erledigen. Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen! Sowohl Rudern, Paddeln und Reiten, als auch Inlineskating, Wandern, einige Kampfsportarten, Wasserski, Tennis und Surfen standen bei den ersten überlegungen schnell auf der Agenda. Wenn es soweit ist, wollen Melanie und Georg schauen, was davon sie sich tatsächlich vorstellen können und was sowohl ihnen als auch Leo Spaß machen würde.
Was die beiden machen, wenn es trotzdem stressig wird und ihnen alles über den Kopf wächst? „Versuchen, gelassen zu bleiben, eins nach dem andern angehen und hin und wieder für ein paar Minuten nichts tun“ empfiehlt Georg. Dinge, die unerledigt sind, schreibt er sich deswegen auf, damit sie nicht immer im Kopf umherkreisen, wenn er mal für fünf Minuten dem Nichtstun nachgeht. Am liebsten konzentriert er sich dann auf den Atem und entspannt aktiv seine Muskeln mit der Methode der PMR, der progressiven Muskelrelaxation. Eine einfach zu lernende Methode für den Alltag. Wenn er anschließend wieder weiterarbeitet, kann er viel gelassener dem Stress begegnen und für alles andere ist die Joggingrunde am Morgen oder manchmal am Abend da.
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