Statt den ganzen Tag glücklich zu sein, ist ihr nach Heulen zumute. Wie kann das sein? Alle sagen doch immer, dass die Geburt eines Kindes das größte Glück sei. Obwohl fast die Hälfte aller Mütter unter diesem Gefühlskarussell leiden, sprechen nur wenige über diese Phase direkt nach der Geburt. Hinzu kommt: Was im Volksmund als Wochenbettdepression bezeichnet wird, ist nicht immer das, was es impliziert – eine Depression. Vielmehr gibt es sehr unterschiedliche Ausprägungen, die von einem einfachen Baby-Blues, der in aller Regel innerhalb der ersten Tage nach der Geburt verschwunden ist, über eine postpartale (von lat. partus – Geburt) Depression bis hin zu einer postpartalen Psychose reichen.
Die schwächste Ausprägung einer „Wochenbettdepression“ ist der Baby-Blues. Da nach der Geburt werden keine Schwangerschaftshormone mehr ausgeschüttet werden, kommen zu einem regelrechten Entzug, der wiederum starken Gefühlsschwankungen, innere Unruhe oder unkonkrete Traurigkeit führt. Aber auch diese völlig neue Situation löst vor allem bei Erstgebärenden ängste und Gefühle von Überforderungen aus. Plötzlich ist da dieses hilflose Wesen, dass 24 Stunden am Tag auf die Eltern angewiesen ist und dies im Zweifelsfall auch lautstark einfordert. An eine ruhige Nacht ist erst mal nicht mehr zu denken, weil der Säugling alle zwei bis drei Stunden gestillt werden will.
Die meisten jungen Mütter kennen diesen Baby-Blues. Es ist nichts ungewöhnliches und man kann sagen, dass er einfach dazu gehört. In aller Regel vergeht er auch nach wenigen Tagen wieder. Wichtig ist jetzt die Unterstützung aus dem Umfeld, Verständnis, Rücksichtnahme und Zuwendung ohne Zeitdruck. Auch sollten Betroffene nicht mir ihren Ängsten und Gefühlen allein gelassen werden, sondern sollten diese vielmehr mit zum Beispiel ihrer Hebamme oder anderen frischgebackenen Müttern besprechen. Auch hilfreich: Sich kleine Auszeiten vom Baby nehmen. Während die Babysitterin mit dem Nachwuchs einen Spaziergang macht, nicht die Wohnung putzen, sondern ausruhen. Oftmals hilft das mehr als ein Besuch bei der Ärztin oder beim Arzt.
Was anfängt wie ein Baby-Blues kann sich zu einer schweren und anhaltenden postpartalen Depression entwickeln. Davon betroffen sind auch wieder in erster Linie Erstgebärende und Frauen mit einer seelischen (Vor-)Belastung. Eine Wochenbettdepression von einem Baby-Blues zu unterscheiden, ist insbesondere in den ersten Wochen schwierig, denn die Symptome sind ähnlich. Hinzu kommt, dass eine Wochenbettdepression sowohl kurz nach der Geburt aber auch noch bis zu zwölf Monate danach einsetzen kann. Die gute Nachricht ist aber: Diese Form der Depression lässt sich, sofern nicht bereits psychiatrische Vorerkrankungen bestehen, gut therapieren. Das Rückfallrisiko bei der Geburt eines zweiten Kindes ist gering.
Laut apotheken.de sind die Merkmale für eine Wochenbettdepression:
Je nach Grad der Depression kann es schon helfen, wie auch beim Babyblues, Hilfe anzunehmen, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, mit anderen jungen Müttern zu sprechen und sich die ersten Monate mit Kind nicht zu viel vorzunehmen. Vielleicht kann die Rückkehr in den Beruf noch um ein paar Wochen oder Monate verschoben werden. Auch muss der Haushalt nicht perfekt geführt sein. Wichtig ist aber auf jeden Fall auch das Gespräch mit dem Partner. Zwar kann es bei Männer auch zu einer postpartalen Depression kommen, aber diese setzt in aller Regel erst drei bis sechs Monate nach der Geburt ein. (siehe auch Wochenbettdepression bei Vätern)
Bleibt die depressive Stimmung über mehrere Monate bestehen, sollte eine Psychotherapie in Betracht gezogen werden. Gibt es keine Termine bei Therapeuten, hilft eventuell auch eine Selbsthilfegruppe.
Bei der Wochenbettpsychose handelt es sich um eine schwere Depression mit allen Merkmalen einer Psychose, die allerdings nur sehr selten auftritt. Nur etwa eine von 1000 Frauen ist davon betroffen und oftmals sind die auch Frauen mit psychischen Vorerkrankungen, insbesondere Frauen mit einer manisch-depressiven Störung. Eine Wochenbettpsychose tritt innerhalb der ersten sechs Wochen nach der Geburt auf und äußert sich in Realitätsverlust, Wahnvorstellungen und Halluzinationen bei den Betroffenen. Da sowohl das Selbstmordrisiko als auch das Schädigungsrisiko für das Kind hoch sind, müssen diese Mütter unbedingt stationär behandelt werden.
Zusätzlich zu den Merkmalen einer Wochenbettdepression sind die Merkmale einer Wochenbettpsychose laut apotheken.de:
Eine an einer Wochenbettpsychose erkrankte Mutter muss in aller Regel stationär in einer psychiatrischen Klinik aufgenommen werden. Da die Ursache für die Psychose in der gestörten Mutter-Kind-Beziehung gesehen wird, wird zwar versucht, während dieser Zeit Mutter und Kind nicht zu trennen. Besteht aber Gefahr für das Kind oder die Mutter, ist eine Trennung unvermeidlich.
Die Behandlung einer Wochenbettpsychose entspricht der einer schweren Depression. Das heißt, es wird versucht, mittels Psychotherapie und der Verabreichung von Antidepressiva, die Mutter wieder zu stabilisieren und für ein Leben mit Kind fit zu machen. Allerdings raten Ärzte auch nach einer überstandenen Psychose von weiteren Schwangerschaften ab.
Die häufigste Ursache sowohl für den Baby-Blues, als auch die Wochenbettdepression und die Wochenbettpsychose ist die mit einer Geburt einhergehende neue Situation und die sich daraus ergebende Überforderung. Mütter mit einem Neugeborenen sollten sich daher immer für die ersten Tage oder gar Wochen Hilfe ins Haus holen. Insbesondere dann, wenn bereits Kinder in der Familie sind. Das kann der Vater sein, der einige Wochen Elternzeit beantragt und während dieser Zeit die Mutter aktiv unterstützt. Es kann aber auch die eigene Mutter oder Schwiegermutter oder eine Freundin sein, die regelmäßig ins Haus kommt, um sich um die Geschwisterkinder zu kümmern.
Da eine liebevolle Interaktion zwischen Mutter und Säugling ist entscheidend für die Prägung des Kindes wichtig ist, sollte das Umfeld stets aufmerksam sein und bei anhaltenden Anzeichen für eine Wochenbettdepression professionelle Hilfe hinzuziehen.
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