Vor ein paar Tagen erhielt ich den Anruf einer Freundin. Ihr Lieblingsmantel, ein alter Harris Tweed, an dem sie sehr hing, war ramponiert und so nicht mehr tragbar. Sie sagte: „Du bist die Einzige, die ich kenne, die nähen kann und die mir sagen kann, wie ich das gute Stück wieder hinkriege. Mir geht es um kurzen Austausch, weil ich im Team besser bin als allein.“ Ich sagte ihr, dass mir das genauso ginge und gemeinsam stellten wir lachend fest: „Da hilft nur eins: sich zusammentun und gemeinsam wachsen.“
Zusammen wachsen - genau das ist auch das Motto des neuen Projektes „Side by Side“ bei der Goldnetz gGmbH, ein Eins-zu-Eins-Mentoringprogramm von Frauen für Frauen im bundesweiten Förderprogramm IQ und Regionalen Integrationsnetzwerk Berlin. Die Projektleiterin Inanna Berger sagt: „Side by Side bringt berufserfahrene Berlinerinnen mit gut qualifizierten Frauen (und allen, die sich weiblich identifizieren) internationaler Herkunft zusammen. Als Tandem auf Zeit arbeiten Mentorin und Mentee daran, eine berufliche Perspektive für die Mentee zu entwickeln und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland zu verbessern. Eine Initiative, von der beide Seiten profitieren. Denn: auch als Mentorin ist der persönliche Zugewinn durch das Mentoring groß. Nicht nur die Freude, einer anderen Frau mit der eigenen Lebenserfahrung weiter helfen zu können, auch die Auseinandersetzung mit einer anderen Lebens- und Sichtweise bringt neue Erkenntnisse, ist inspirierend und bereichernd für die eigene Lebenssituation. Außerdem erhalten Mentorinnen bei uns professionelle Trainings und Workshops, in denen sie Neues lernen und erleben können.“
Die Frauen, die als Mentee im Projekt “Side by Side” aufgenommen werden, sind Frauen die aus einem anderen Land nach Deutschland zugewandert sind, gute Qualifikationen aus ihrem Heimatland mitbringen und mit der Unterstützung ihrer Mentorin auch in Deutschland eine ihren Qualifikationen entsprechende gute Arbeit für sich finden wollen. Sie möchten im Mentoring etwas von den persönlichen Erfahrungen, von den beruflichen Stationen ihrer Mentorin hören, Insiderwissen zu den geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzen der Arbeitswelt in Deutschland erhalten, wünschen sich Feedback auf ihr eigenes Verhalten, vielleicht Hilfe bei der Lösung eines spezifischen Problems und natürlich viel Austausch und Ermutigung.
Die Mentorinnen im Projekt “Side by Side” sind berufserfahrene Berlinerinnen, die ihr spezifisches Wissen und ihren persönlichen Erfahrungsschatz mit viel Herzblut in den Mentoring-Prozess einbringen. Sie übernehmen als „Role Model“ eine Art Arbeitsvorbildfunktion und haben zum Teil selbst ihren beruflichen Weg mit der Unterstützung einer Mentorin an der Seite gefunden.
Die Mentorinnenschaft wird für einen Zeitraum von 12 Monaten eingegangen. In dieser Zeit kann eine tatsächliche Vertrauensbeziehung entstehen und auch etwaige Zwischenschritte auf dem Weg in den Beruf, wie Qualifizierungsmaßnahmen oder längere Praktika, sowie die erste Zeit der Berufstätigkeit können begleitet werden.
Ergänzend zum Mentoring-Prozess wird den am Programm teilnehmenden Frauen ein vielfältiges Begleitprogramm mit thematischen Workshops, Exkursionen und eine individuelle fachliche Unterstützung durch das Team von “Side by Side” geboten.
Interessierte Frauen, die sich informieren oder als Mentorin im Projekt “Side by Side” mitwirken wollen, können sich gerne an die Ehrenamtskoordinatorin Marie-Luise Gillner wenden: sidebyside@goldnetz-berlin.de
Weitere Infos gibt es hier: www.goldnetz-berlin.org
Das Projekt Side by Side wird im Rahmen des Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) und durch die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales des Landes Berlin gefördert und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge administriert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Bundesagentur für Arbeit.
*Das Projekt richtet sich ausschließlich an Frauen* - allerdings verstehen wir unsere Arbeit als inklusiv und richten uns daher an alle Personen, die sich weiblich definieren. Damit geben wir auch geschlechtlichen Minderheiten, wie trans*Frauen, eine Stimme und Unterstützung.
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